20.12.2012

Hanfplantage in Kaldenkirchen entdeckt

Zollfahndern ist einer der größten Coups der vergangenen Jahre gelungen. Mitten im Kaldenkirchener Zentrum haben die Beamten eine Plantage mit über 5000 Pflanzen entdeckt. Ein Freigänger der JVA Moers soll sie gepflegt haben.

Zahlreiche Autos befahren die Bahnhofstraße in Kaldenkirchen jeden Tag, aber niemand hat wohl vermutet, dass sich hinter den Mauern der ehemaligen Druckerei Lindackers eine der größten Hanfplantagen befand, die die Zollfahndern im Grenzland je entdeckt haben. Monatelange Ermittlungen und mehrere Hinweise haben die Beamten der Dienststelle Kleve zur ehemaligen Druckerei Lindackers geführt. Die Beweislage reichten für einen Durchsuchungsbeschluss aus. Am vergangenen Freitagabend durchsuchten rund 30 Zöllner aus Kleve und Kaldenkirchen das Haus Bahnhofstraße 19.

Mehr als 5000 Pflanzen befanden sich im Keller des Gebäudes. Bei der Durchsuchung stießen die Beamten auch auf den mutmaßlichen "Gärtner", wie Ulrich Schulze von der übergeordneten Zollfahndung Essen mitteilte. Der 51-jährige Häftling der JVA Moers war gerade auf Freigang. Er soll sich bei diesen Gelegenheiten regelmäßig um die Pflege der Pflanzen gekümmert haben.

Die beinahe 600 Quadratmeter große Anlage habe aber weitgehend vollautomatisch funktioniert. Die Pflanzen wurden automatisch bewässert, beheizt und gedüngt. Auch die Beleuchtung mit etlichen Strahlern habe automatisch funktioniert, sagt Ulrich Schulze. "Ich mache diesen Job schon ziemlich lange, aber ich kann mich nicht erinnern, in den vergangenen zehn Jahren schon einmal eine Plantage dieser Größe gesehen zu haben", sagte Zollfahnder Schulze. Nach seinen Angaben gehen die Ermittler davon aus, dass der Beschuldigte noch mehrere Komplizen gehabt haben muss.

"Eine Anlage dieser Größe kann man nicht allein betreiben." Wie lange im Keller der ehemaligen Druckerei bereits angebaut wurde, können die Beamten nur vermuten. Herumliegende Ausstattung zeige aber, dass die Plantage bereits mehrfach technisch aufgerüstet worden war.MEHR ZUM THEMA


Wie viel Strom und Gas illegal gezapft wurde, könne nur geschätzt werden. Auch sei noch nicht klar, ob der Strom- und Gaskunde von der Plantage wusste. Etwa zwei bis dreimal im Jahr hätten die Unbekannten wahrscheinlich ernten können. Schulze schätzt, dass die Plantage wohl mindestens 100 000 Euro Jahresumsatz gemacht haben könnte. "Wir schließen Verbindungen in die Niederlande nicht aus", sagte der Zollfahnder."Die Unbekannten haben sogar ein Loch in den Betonboden gestoßen, um das Grundwasser zur Bewässerung anzuzapfen", sagte Ulrich Schulze. Wegen des immensen Strom- und Gasverbrauches wurde ein Teil der Energie vor den Zähleranlagen abgezapft. Die Stadtwerke Nettetal hatten nichts bemerkt. "Wir sind durch die Ermittler darauf aufmerksam geworden. Wir prüfen den Fall und werden wahrscheinlich Strafanzeige wegen Diebstahls stellen", sagte Sprecherin Sigrid Rautenberg.

Weil die niederländische Polizei den Druck im Kampf gegen illegale Hanfplantagen erhöht habe, würden immer mehr Anbauer nach Deutschland "verdrängt" (siehe Info-Box). Dem Häftling der JVA Moers, den die Beamten bei der Durchsuchung in Kaldenkirchen aufgegriffen haben, droht nun eine Anklage wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz. Die Fahnder wollen außerdem prüfen, ob für die Kellerräume der ehemaligen Druckerei in der Bahnhofstraße ein Mietvertrag bestanden habe.

Quelle: rp-online.de


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